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Heilbädertag in Saalfeld: Tiefensee sieht gute Wachstumschancen für Gesundheitstourismus in Thüringen


Heute vorgestellte „Heilbäderstudie“ beschreibt Potentiale bei Qualität, Profilierung und Marketing / Thüringer Heilbäderverband begeht 30-jähriges Jubiläum

28 Prozent der touristischen Übernachtungen und etwa 770 Millionen Euro Umsatz entfallen in Thüringen auf den Kur- und Bädertourismus. Das geht aus der „Studie zur Fortentwicklung der Thüringer Heilbäder und Kurorte“ hervor, die heute auf dem Thüringer Heilbädertag in Saalfeld vorgestellt wurde. Allerdings: Die Potentiale des Kurtourismus werden noch längst nicht ausgeschöpft. Um von der deutschland- und europaweit wachsenden Marktnachfrage im Gesundheitstourismus zu profitieren, sind laut Studie eine stärkere Profilierung der einzelnen Kurorte, mehr qualitativ hochwertige Beherbergungsangebote und eine Verstärkung des Marketings notwendig. Erstellt wurde die Heilbäderstudie von der ift Freizeit- und Tourismusberatung GmbH (Köln) im Auftrag des Thüringer Wirtschaftsministeriums. „Wir wollen immer wissen, wo wir stehen und was wir noch besser machen können“, so Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee zum Anliegen der Studie.

„Die 18 Kurorte und Heilbäder haben eine enorme Bedeutung für den Thüringen-Tourismus“, sagte Tiefensee heute in Saalfeld weiter. Als Ganzjahresanbieter stärkten sie Tourismusbranche und Standorte insgesamt – und seien eine wichtige Ergänzung zu aktivtouristischen Angeboten wie Wandern, Radfahren oder Langlauf. Auch wenn die Anbieter von Reha- und Gesundheitsdienstleistungen in der Corona-Pandemie besonders gelitten hätten, sorgten sie langfristig für eine stabile Nachfrage: So ist die Zahl der Gästeankünfte in den vergangenen zehn Jahren allein in den 18 Thüringer Kurorten um 11 Prozent auf rund 570.000 pro Jahr, die Zahl der Übernachtungen um vier Prozent auf 2,75 Millionen gestiegen. „Gesundheit ist im Tourismus einer der Megatrends – davon kann Thüringen besser profitieren als andere Bundesländer“, so Tiefensee.

Allerdings: „Trotz dieser vergleichsweise guten Entwicklung müssen wir die Anstrengungen intensivieren, um uns im Wettbewerb zu behaupten“, sagte der Minister mit Blick auf gesundheitstouristisch starke Nachbarbundesländer wie Bayern und Hessen, aber auch preisgünstige und zugleich hochwertige Anbieter im nahen Ausland wie Polen und Tschechien: „Notwendig ist vor allem eine weitere Profilschärfung der Thüringer Kurorte, eine Qualitätsoffensive bei Hotels und Pensionen – und ein schlagkräftigeres Marketing, um die Bekanntheit der Thüringer Standorte weiter zu erhöhen. Wir sind auf einem guten Weg, aber da ist Luft nach oben.“

Denn: Eine Potentialbefragung mit mehr als 2.000 Teilnehmern aus Thüringen und den Nachbarbundesländern im Rahmen der Kurortestudie hat gezeigt: Zwar sprechen jeweils rund drei Viertel der Befragten Thüringen allgemein eine Eignung für einen Gesundheits- (79 Prozent), einen Wellness- (76 Prozent), ein Kurortaufenthalt (75%) oder eine Kur (74 Prozent) zu; allerdings kann nur jeweils ein Drittel der Befragten von sich aus einen der Thüringer Kurorte nennen. Dies müsse sich ändern, so der Wirtschaftsminister: „Wir sind erst am Ziel, wenn wir in einem Atemzug mit Kurorten wie Karlsbad oder Baden-Baden genannt werden.“

Nach Empfehlung der Kurortestudie muss bei der Profilierung der Kurorte und Heilbäder künftig vor allem das örtliche Heilmittel als Markenkern stärker in den Mittelpunkt gestellt werden. Daran solle sich der Ausbau der kurörtlichen Infrastruktur, aber auch das Marketing stärker orientieren. „Wer im deutschlandweiten, aber auch europäischen Wettbewerb stärker wahrgenommen werden will, der muss nach außen tragen, wodurch er sich von anderen unterscheidet“, sagte Tiefensee.  Zugleich müsse es darum gehen, die Angebotslücke bei den Qualitätsunterkünften, insbesondere im höherwertigen Hotelsegment zu schließen. „Hier werden wir als Land über das ‚Akquiseteam Gastgewerbe‘ bei der LEG und über unsere Fördermöglichkeiten gezielt Unterstützung leisten“, so der Minister.

Ein wichtiges Anliegen sei schließlich auch die Stärkung der Thüringer Heilbäderverbands als zentraler Interessenvertretung und Marketingorganisation der Kurorte im Freistaat, sagte Tiefensee weiter. Der Heilbäderverband, der in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen feiert, vertrete zwar im Vergleich zu seinen ostdeutschen Mitbewerbern die meisten Heilbäder – die derzeitige Organisations- und Finanzierungsstruktur sei jedoch veränderungsbedürftig, um die anstehenden Herausforderungen bewältigen zu können, so die Analyse der Kurortestudie. „Hier besteht zweifellos dringender Reformbedarf“, so der Tourismusminister. Notwendig sei eine auskömmliche Finanzierung durch die Verbandsmitglieder ebenso wie die engere Zusammenarbeit mit regionalen Tourismusorganisationen und Verbänden sowie eine stärkere Rolle bei Marketing, Marktforschung, Beratung und Angebotsentwicklung für die Thüringer Kurorte.

Die heute vorgestellte Kurortestudie enthält auf der Basis umfangreicher Analysen, Erhebungen und Befragungen sowie einem daraus abgeleiteten Stärken-Schwächen-Profil einerseits übergreifende Handlungsempfehlungen für die Bereiche Infrastruktur, Betriebe, Angebot/Produkte, Kommunikation/Vertrieb, Finanzierung/Förderung und Strukturen/Management auf Landesebene sowie andererseits auch spezifische Handlungsempfehlungen für jeden der 18 Kurorte selbst. Für die Bewertung und Umsetzung der Vorschläge solle eine zentrale Projektsteuerung mit allen beteiligten Akteuren installiert werden, kündigte Tiefensee an.

 

Hintergrund:

Die 18 Thüringer Heilbäder und Kurorte (ohne Erholungsorte) stellen in Thüringen 19 Prozent der Betten (12.562), 14 Prozent der Gäste (533.751) sowie 28 Prozent der Übernachtungen (2,75 Millionen). Für fast die Hälfte aller Übernachtungen (47 Prozent) sind Klinikpatienten verantwortlich, Erholungsgäste sind mit 15 Prozent die zweitgrößte Zielgruppe. Nach Berechnungen der Kurortestudie wird durch den Kur- und Gesundheitstourismus ein Bruttoumsatz von 770 Millionen Euro erwwirtschaftet, die Wertschöpfungseffekte (Löhne, Einkommen, Gewinne) lagen bei 440 Millionen Euro. Nach den Erhebungen der Studie gibt es in den untersuchten Heilbädern und Kurorten zusammen acht Thermen (insgesamt 26 Bäder), 24 Vorsorge und Rehakliniken, 51 Freizeit- und Sporteinrichtungen, 40 Museen, 32 Tagungs und Veranstaltungsstätten, 35 Kurmitteleinrichtungen sowie 22 Häuser des Gastes bzw. Tourist-Informationen. Zu den Kurorten mit den meisten Übernachtungen gehören Friedrichroda (421.873), Bad Liebenstein (327.843) und Masserberg (229.143); am bekanntesten sind laut Potentialbefragung Bad Berka, Bad Salzungen und Bad Liebenstein. (Basis für alle Zahlen ist das Jahr 2019)

 

Stephan Krauß
Pressesprecher

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