Seitenbeginn . Zur Hauptnavigation . Zum Seiteninhalt

Staatsskretärin Böhler: IT-Spezialisten aus Silicon Valley nach Thüringen locken


Freistaat kann von derzeitigem Stellenabbau im US-High-Tech-Sektor profitieren / Positive Bilanz der Delegationsreise in die USA

Thüringen hat großes Interesse an Software- und IT-Fachleuten aus dem Silicon Valley, die derzeit von Massenentlassungen betroffen sind. Das hat Forschungsstaatssekretärin Dr. Katja Böhler bei Ihrem Besuch in Kalifornien deutlich gemacht, wo sie in dieser Woche u.a. Gespräche im kalifornischen Parlament in Sacramento, mit Unternehmens- und Hochschulvertretern in San Francisco und Berkeley geführt hat. „Wir werden keine gezielten Abwerbeaktionen durchführen – aber ich denke, dass wir gerade in der momentanen Situation hier vor Ort die guten Jobperspektiven bei uns in Thüringen noch stärker ins Rampenlicht stellen sollten.“ Dafür können die Kontakte und Netzwerke genutzt werden, die die Thüringer Wirtschaftsdelegation auf ihrer derzeitigen Reise an die amerikanische Westküste geknüpft habe. So steht insbesondere die Deutsch-Amerikanische Außenhandelskammer (GACC) als Ansprechpartnerin für Thüringer Firmen bereit, die sich speziell für die Anwerbung von IT-Fachkräften interessieren. 
 
Thüringer Firmen suchten derzeit mehrere Hundert Softwareingenieure – allein in der ThAFF-Stellenbörse finden sich mehr als 500, bei der Bundesagentur für Arbeit fast 700 Stellenangebote im IT-Bereich. In ganz Deutschland sind derzeit laut Branchenverband BITKOM 137.000 IT-Stellen unbesetzt. „Es wird zunehmend schwerer, diesen immer noch weiter wachsenden Bedarf aus eigener Kraft und mit eigenen Hochschulabsolventen zu decken“, sagte Böhler. Gleichzeitig würden derzeit im amerikanischen IT-Sektor aber massenhaft hochqualifizierte Arbeitskräfte entlassen. So kündigten allein der Google-Mutterkonzern Alphabet den Abbau von 12.000, Microsoft von 10.000, Meta von 11.000 und Amazon von weiteren 8.000 Beschäftigten an. Auch Unternehmen wie Cisco, Salesforce oder auch SAP reduzieren Stellen. Insgesamt sind nach Branchenberichten inzwischen bis zu 50.000 amerikanische Software-Experten auf Jobsuche.
 
„Sicherlich haben diese Fachleute auch in den USA selbst gute Chancen, bald wieder eine Anstellung zu finden“, so die Staatssekretärin weiter. Im Schnitt finden etwa 80 Prozent der von Entlassung betroffenen IT-Mitarbeiter innerhalb von drei Monaten einen neuen Job. Dennoch gebe es gerade im Silicon Valley einen nicht geringen Teil ausländischer Spezialisten, deren Aufenthalt an ihren Arbeitsplatz gebunden sei – und für die der Wegfall des Jobs ein Anlass sein könne, die Übersiedlung in ein anderes Land in Erwägung zu ziehen. „Das ist aus meiner Sicht die Zielgruppe, auf die wir uns bei unserer Fachkräfteansprache konzentrieren sollten. Europa, Deutschland und Thüringen haben aus meiner Sicht keine schlechten Karten, ein Stück vom amerikanischen Fachkräftekuchen abzubekommen.“
 
Generell habe Deutschland beim Thema berufliche Ausbildung einen guten Ruf auch in den USA. „Das deutsche duale Ausbildungsmodell ist für amerikanische Firmen durchaus attraktiv – um so mehr, als die Frage nach der künftigen Deckung des Fachkräftebedarfs in den USA zunehmend an Brisanz gewinnt“, so die Staatssekretärin, die auch im kalifornischen Parlament für Thüringen als Ausbildungsstandort und Arbeitsmarkt geworben hatte. Derzeit gibt es in den Vereinigten Staaten mehr als 11,5 Millionen offene Stellen, die Arbeitslosigkeit liegt bei 3,5 Prozent. „Hier gibt es einen hohen Problemlösungsdruck und damit auch Möglichkeiten einer engeren Zusammenarbeit, die wir in den kommenden Monaten ausloten wollen“, so die Staatssekretärin. Dazu hat sie bereits auch Abgeordnete des kalifornischen Parlaments eingeladen, Thüringen zu besuchen und die etablierten Ausbildungsstrukturen vor Ort kennenzulernen.

Insgesamt zog Staatssekretärin Böhler ein positives Fazit der Delegationsreise, die in drei Tagen knapp 20 Termine umfasste – im kalifornischen Parlament (der State Assembly), mit Unternehmen wie Intel, Zeiss US, Jabil, Autodesk, Nvidia, Applied Materials oder Plug&Play, den Universitäten in Stanford und Berkeley, Ausstellerbesuchen auf der Optik-Messe Photonics West sowie mehreren Netzwerkveranstaltungen mit amerikanischen Unternehmen. Wegen des heftigen Winterwetters in Texas hatten weitere geplante Termine in der texanischen Hauptstadt Austin allerdings abgesagt werden müssen.

„Die USA sind unser wichtigster Handels- und Forschungspartner in der Welt“, sagte Böhler. Das Land stehe in vielen Bereichen vor ähnlichen Herausforderungen wie Deutschland – das reiche vom Fachkräftemangel über Klimakrise und die Transformation der Energiesysteme bis zu aktuellen Themen wie der hohen Inflationsrate oder den gestiegenen Miet- und Immobilienpreisen. Die meisten Anknüpfungspunkte für künftige Kooperationen habe man dabei in den Bereichen Fachkräfte, Künstliche Intelligenz, Gründungen und Innovation identfizieren können, so Böhler. „Jetzt kommt es darauf an, diese ersten Kontakte und Ansätze in den kommenden Wochen und Monaten zu konkretisieren und zu vertiefen.“ 

Dass man dabei bereits auf gut etablierte Brücken der Zusammenarbeit zurückgreifen könne, sei eine zusätzliche Erkenntnis aus der Delegationsreise gewesen, so Böhler weiter. „Überall in Kalifornien findet man Thüringer Bezüge – auf der Photonics West, auf der Thüringer Aussteller eine starke Präsenz haben; bei einer kalifornischen Abgeordneten, die jahrelang in Thüringen gelebt hat; bei einem Forscher in Stanford, der Teile seiner Ausbildung in Thüringen absolviert hat; in einem erfolgreichen kalifornischen Unternehmer mit Jenaer Wurzeln; oder in der Kopie des Weimarer Goethe-Schiller-Denkmals im Golden Gate Park in San Francisco. Thüringen hat in Kalifornien bereits eine hervorragende Visitenkarte abgegeben – darauf können wir stolz sein, aber diese Chance sollten wir in Zukunft noch stärker nutzen.“


Stephan Krauß
Pressesprecher
 

Folgen Sie uns auch in den sozialen Netzwerken: