Seitenbeginn . Zur Hauptnavigation . Zum Seiteninhalt

„Thüringer Forschungspreis 2023“ verliehen


Projekte zu historisch-kulturwissenschaftlicher Raumforschung, Quantenphysik und Photokatalysatoren ausgezeichnet

Im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung hat Wissenschaftsminister Tiefensee heute den Thüringer Forschungspreis vergeben. Der Preis ist mit insgesamt 50.000 Euro dotiert.

Eine Jury unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Dieter Brüggemann (Universität Bayreuth) wählte aus den Bewerbungen drei Preisträger aus – zwei im Bereich Grundlagenforschung und einen im Bereich Angewandte Forschung. Ausgezeichnet wurden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Erfurt, der Technischen Universität Ilmenau sowie der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
„In Thüringen wird wissenschaftliche Exzellenz groß geschrieben. Ich bin jedes Jahr aufs Neue stolz darauf, wie wegweisend die Forschungsprojekte sind, an denen hier gearbeitet wird. Auch die diesjährigen Preisträger zeigen, wie breit das thematische Spektrum ist, mit dem sich die Wissenschaft an den zahlreichen Thüringer Hochschul- und Forschungsstandorten auseinandersetzt. Die enorme Qualität und Originalität der einzelnen Arbeiten sind beachtlich“, sagt Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee.
In diesem Jahr konnte der Thüringer Forschungspreis erstmals seit 2019 endlich wieder in Präsenz und in einem würdigen Rahmen verliehen werden. In den vergangenen drei Jahren war dies pandemiebedingt nicht möglich gewesen.

 

Die Preisträgerinnen und Preisträger im Detail

Grundlagenforschung – Preis I
Prof. Dr. Susanne Rau von der Universität Erfurt erhielt den Thüringer Forschungspreis im Bereich Grundlagenforschung für ihr Projekt „Historisch-kulturwissenschaftliche Raumforschung“. Der Preis ist mit 12.500 Euro dotiert.
Ziel der Forschung ist es, Gesellschaften besser zu verstehen, indem ihre räumlichen Dimensionen analysiert werden und ihre historische Entwicklung beleuchtet wird. Dies gilt für vergangene Gesellschaften, die unsere Gegenwart mitprägen, wie auch für heutige fremde Kulturen, mit denen wir in Beziehung stehen – sei es durch Handel, Reisen, Migration oder Vergleiche und Bewertungen. 
In ihrem Projekt hat die Forscherin dafür die Kategorie ‚Raum‘ für die Analyse historischer Gesellschaften fruchtbar gemacht und damit der Geschichtswissenschaft einen sichtbaren Platz in der bis dato sozialwissenschaftlich geprägten Debatte gegeben. Darauf aufbauend hat sie eine Methode zur Erforschung historischer Räumlichkeiten, die auch Zeitlichkeiten und Dynamiken mitdenkt, grundständig entwickelt. Diese Methode hat zu einem neuen Verständnis der Raumvorstellungen und -praktiken in Städten seit dem späten Mittelalter geführt. Entwickelt wurde die Methode in einem dialektischen Prozess von historischen Quellenstudien und kritischer Auseinandersetzung mit Raumtheorien. 


Grundlagenforschung – Preis II
Prof. Dr. Jörg Kröger von der Technischen Universität Ilmenau erhielt den Thüringer Forschungspreis im Bereich Grundlagenforschung für sein Projekt „Quantenphysik der Materie - Grundlagenforschung mit Hilfe von Rastersondenmethoden zur Aufdeckung von Mechanismen und Prinzipien auf atomarer Skala“. Der Preis ist mit 12.500 Euro dotiert.
Durch dieses Projekt wird die Quantenwelt der menschlichen Anschauung mit den Einsatz von Rastersondermikroskopen zugänglich gemacht. Elektronenwellen werden rastertunnelmikroskopisch direkt sichtbar. Die Spitzen der Mikroskope dienen als probate Werkzeuge, um artifizielle Strukturen – Nano-Laboratorien – Atom für Atom zu konstruieren. An solchen modellhaften Systemen lassen sich Mechanismen und Prinzipien der Quantenphysik ableiten, die auch für komplexere Aufbauten gelten. Es ist sogar möglich, die Spitzen durch Anlagerung einzelner Atome oder Moleküle in empfindliche Sensoren zu verwandeln. Reaktive Zentren biologisch und chemisch relevanter Moleküle werden anhand dieser Spitzen mit atomarer Auflösung identifiziert. Die Konzeption und Herstellung funktioneller Moleküle etwa für die Nanomedizin lässt sich durch derart speziell präparierte Mikroskopsonden unterstützen. Schließlich bringen Rastersondenmethoden einzelne Moleküle zum Leuchten und weisen einen neuartigen Weg in die Informations- und Verschlüsselungstechnologie auf. 


Angewandte Forschung
Den Thüringer Forschungspreis im Bereich Angewandte Forschung erhielten Prof. Dr. Benjamin Dietzek-Ivanšić von der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Dr. Linda Zedler vom Leibniz-Institut für Photonische Technologien e.V. Jena und Dr. Carolin Müller von der Université du Luxembourg für ihr gemeinsames Forschungsprojekt „Das Unsichtbare sichtbar machen - Neue spektroskopische Werkzeuge, um die Funktionsweise von Photokatalysatoren zu entschlüsseln“. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert.
In dem Projekt hat das Forschungsteam ein optisches Messverfahren entwickelt, das erstmalig die dabei ablaufenden chemischen Reaktionen entlang der gesamten Prozesskette detailliert untersuchen kann. Die Schlüsselrolle bei der Umwandlung und chemischen Speicherung stellen Katalysatoren dar - Stoffe, die chemische Prozesse stark beschleunigen. Das Verfahren der Jenaer Forscher erlaubt es, die Funktionsweise von der Natur inspirierter artifizieller Photokatalysatoren zu beobachten. Hier treten kurzlebige Zwischenprodukte auf, deren Eigenschaften und Reaktionen entscheidend für den Gesamtprozess sind und die sich nun erstmals untersuchen lassen. Diese Verfahren der zeitaufgelösten Absorptionsspektroelektrochemie und in operando Absorptionsspektroskopie sollen in Zukunft auch zur Erforschung Licht-getriebener Prozesse für die CO2-Speicherung zur Reduzierung von Treibhausgasen eingesetzt werden und versprechen vielfältige Einblicke in die Welt des Unsichtbaren.


Über den Thüringer Forschungspreis
Mit dem Thüringer Forschungspreis ehrt der Freistaat seit 1995 einmal im Jahr wissenschaftliche Spitzenleistungen der Thüringer Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Über die Vergabe entscheidet eine Jury aus anerkannten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus ganz Deutschland. Die exzellentesten Forschungsleistungen von Einzelpersonen oder Forschungsgruppen in den Kategorien der Grundlagen- und der Angewandten Forschung werden mit einem Preisgeld von insgesamt 50.000 € und dem Forschungspreis-Award prämiert. www.thueringer-forschungspreis.de 


Jenny Schröder
stellvertretende Pressesprecherin
 

 

Folgen Sie uns auch in den sozialen Netzwerken: