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Thüringer Unternehmens- und Hochschuldelegation besucht USA


Stationen: San Francisco, Berkeley, Sacramento und Austin / Staatssekretärin Böhler: Wirtschaftliche Beziehungen zum wichtigsten Thüringer Handelspartner pflegen und vertiefen

Eine 30-köpfige Thüringer Unternehmens- und Hochschuldelegation unter Leitung von Dr. Katja Böhler, Staatssekretärin im Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft, ist am heutigen Sonntag (29. Januar) in die USA gestartet. Stationen der Reise, die bis zum 4. Februar dauert, sind San Francisco, Sacramento und Berkeley in Kalifornien sowie Austin in Texas. Auf dem Programm stehen Gespräche mit Mitgliedern des kalifornischen Parlaments (in Sacramento), dem Bürgermeister von Berkeley (zusammen mit Jenas Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche) sowie der texanischen Regierung (Secretary of State Jane Nelson) in Austin; ein Besuch der Optikmesse Photonics West (mit rund 30 Ausstellern aus dem Freistaat eine der wichtigsten Messen für die Thüringer Optikbranche) in San Francisco; Unternehmens- (Intel, Autodesk, Primer.AI, Nvidia) und Hochschulbesuche (z.B. Stanford University, UC Berkeley) sowie Investorengespräche und Netzwerkveranstaltungen mit der lokalen Wirtschaft. Weiterhin geht es auch um Fragen der Fachkräftegewinnung, so etwa am Austin Community College.

Die USA seien einer der wichtigsten Handelspartner Thüringens in der Welt – „gerade in unruhigen Zeiten wie diesen ist es wichtig, auch diese etablierten Beziehungen weiter zu pflegen und, wo immer möglich, zu vertiefen“, sagte Staatssekretärin Böhler. Bei vielen Herausforderungen gebe es zudem ähnliche Interessenlagen – etwa bei Energiekrise, ökologischer Transformation, Lieferengpässen, aber beispielsweise auch in Fragen der Fachkräftesicherung. „Es ist für uns von großem Interesse zu sehen, wie die Wirtschaftsmacht USA diese Probleme strategisch angeht, aber auch, welche gemeinsamen Projekte in diesen Bereichen möglich sind.“ Zudem müssten aus ihrer Sicht die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen Europa und den USA neu aufgenommen werden: „Unsere Wirtschaft hat ein Interesse an niedrigen Zollschranken und klaren Regularien. Die deutsche Bundesregierung hat Ende 2022 hierzu ein Positionspapier vorgelegt, das Initialzündung für eine Wiederaufnahme der Gespräche sein könnte.“

Laut Exportstatistik (Stand: November 2022) beläuft sich das Handelsvolumen Thüringens mit den USA auf gut zwei Milliarden Euro. So hat Thüringen im Jahr 2021 in den USA mit knapp 1,6 Milliarden Euro einen neuen Exportrekord erzielt (Rang 1 unter allen Zielmärkten der Thüringer Wirtschaft), umgekehrt lagen auch die Importe aus den Vereinigten Staaten mit 440 Millionen Euro auf einem neuen Höchststand. Mehr als 300 Thüringer Unternehmen unterhalten derzeit Exportbeziehungen in die USA, 36 Unternehmen halten Beteiligungen an US-Unternehmen. Die USA sind zugleich einer der wichtigsten Investoren in Thüringen – 66 amerikanische Gesellschaften besitzen aktuell Anteile an Thüringer Unternehmen. Seit 1990 haben US-Firmen mehr als 2,5 Milliarden Euro im Freistaat investiert und rund 12.000 Arbeitsplätze geschaffen.

Wirtschaftlich haben die USA derzeit wie Europa allerdings mit hohen Inflationsraten und Preissteigerungen zu kämpfen. Anhaltende Liefer- und Produktionsengpässe erhöhen die Rezessionsgefahren. Dennoch ist die US-Wirtschaft im vergangenen Jahr um zwei Prozent gewachsen, für das kommende Jahr wird derzeit eine Halbierung dieser Wachstumsrate prognostiziert. Andererseits hat sich die Lage auf dem US-amerikanischen Arbeitsmarkt entspannt, die Arbeitslosenquote mit 3,5 Prozent einen Tiefstand erreicht. Seit Amtsantritt von US-Präsident Joe Biden sind mehr als acht Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen worden. Die positive Beschäftigungsentwicklung führt allerdings zu einem zunehmenden Fachkräftemangel: Die Zahl von 11,5 Millionen offenen Stellen ist aktuell fast doppelt so hoch wie die Zahl der Arbeitslosen, die bei 5,9 Millionen liegt.

Sowohl bei der Bewältigung des Fachkräftemangels als auch in technologischen Bereichen gebe es gute Chancen für künftige Kooperationen, so die Einschätzung von Staatssekretärin Böhler. So investieren die Vereinigten Staaten derzeit in erheblichem Umfang in den Ausbau der erneuerbaren Energien – erst Mitte 2022 hatte die Regierung Biden ein Investitionspaket im Umfang von 369 Milliarden Euro auf den Weg gebracht, etwa für den Ausbau der Solar- und Windkraft, der Elektromobilität, für energetische Haussanierungen und die Förderung von Unternehmen. „Hier könnte es durchaus gute Anknüpfungspunkte für die Thüringer Wirtschaft mit ihren Kompetenzen etwa im Bereich der Energie- und Umwelttechnologien geben“, so Böhler.

Mit der heute beginnenden Delegationsreise sollen aber auch darüber hinaus wirtschaftliche und Hochschulkontakte geknüpft und ausgebaut werden: „Wir setzen in den USA auf Kooperationen im wirtschaftlichen Bereich, etwa in den Branchen Automotive, Optik oder Medizintechnik. Zudem sehen wir für uns auch gute Chancen zur Zusammenarbeit in Forschung und Wissenschaft.“ Neben rund 15 Unternehmen, Thüringer Aufbaubank und bm-t Beteiligungsmanagement Thüringen GmbH, LEG Thüringen, der Stiftung für Technologie, Innovation und Forschung Thüringen (STIFT) nehmen auch die TU Ilmenau, die Ernst-Abbe-Hochschule Jena und der INNOVENT e.V. an der Delegationsreise teil. Vor Ort trifft die Landesdelegation auch mit einer sieben Teilnehmer zählenden Delegation der Stadt Jena unter Leitung von Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche zusammen, die ihre Partnerstadt Berkeley sowie Jenaer Unternehmen auf der Photonics West besucht.


Stephan Krauß
Pressesprecher
 

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