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Tiefensee: Thüringer Exportwirtschaft trotz Krise robust


Neue Akzente in Außenwirtschaftsstrategie des Landes / Rund 300 Teilnehmer beim 15. Thüringer Außenwirtschaftstag in Jena

Die Bedeutung internationaler Märkte für die Thüringer Industrie ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. Lag die Exportquote 1992 bei historisch niedrigen 13,9 Prozent, wurde im vergangenen Jahr mehr als jeder dritte Euro (38,4 Prozent) im Ausland verdient. „Die Corona-Krise und der Ukraine-Krieg haben dieser Entwicklung keinen Abbruch getan“, sagte Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee heute auf dem 15. Thüringer Außenwirtschaftstag in Jena: „Die Thüringer Exportwirtschaft hat sich in den letzten Jahren als erfreulich robust erwiesen.“ Insgesamt hat Thüringen im vergangenen Jahr nach Daten des Thüringer Landesamts für Statistik Waren im Gesamtwert von knapp 17,8 Milliarden Euro im Ausland abgesetzt – ein deutlicher Anstieg gegenüber 2021, als sich die Thüringer Ausfuhren auf etwa 17 Milliarden Euro beliefen. Allerdings werde die tatsächliche Entwicklung durch deutliche Preisanstiege verzerrt, so der Minister. Immerhin habe aber die Industrie (mit 14,7 Milliarden Euro Ausfuhrvolumen die mit Abstand wichtigste Thüringer Exportbranche) 2022 auch preisbereinigt noch ein Exportwachstum von 3,6 Prozent erzielt. „Das lässt hoffen, dass sich die Thüringer Außenwirtschaft insgesamt zumindest stabil entwickelt hat.“

So oder so trage der Außenhandel erheblich zu Stabilisierung der Wirtschaftsentwicklung im Freistaat bei, sagte Tiefensee weiter. „Der Export bleibt, allen weltwirtschaftlich widrigen Umständen zum Trotz, ein Motor der Wirtschaftsentwicklung im Freistaat.“ Das Land stehe deshalb auch weiterhin mit seiner Außenwirtschaftsförderung bereit, um die Thüringer Unternehmen beim Schritt auf internationale Märkte zu unterstützen. Dabei stehen jährlich rund sechs Millionen Euro aus EFRE- und Landesmitteln für diesen Zweck zur Verfügung – in der laufenden Förderperiode bis 2027 knapp 30 Millionen Euro. Gefördert werden damit insbesondere etwa Teilnahmen an Messen oder die Kontaktanbahnung zu potentiellen Geschäftspartnern im Ausland. Die LEG Thüringen bietet über ihre Einheit „Thüringen International“ zudem Information und Beratung sowie Unternehmer- und Delegationsreisen an.

In der Außenwirtschaftsstrategie des Landes werde es künftig allerdings eine neue Schwerpunktsetzung geben, sagte der Minister. So sollen der Import von Vorprodukten und Material für die Thüringer Industrie und geopolitisch die europäischen Märkte künftig stärker in den Fokus rücken. Gerade in den zurückliegenden Krisenjahren hätten sich die Lieferketten aus dem Ausland zum Teil als äußerst störanfällig erwiesen, ein Ersatz durch regionale Lieferketten sei in vielen Fällen nicht möglich. Viele Thüringer Unternehmen drängten deshalb auf eine Ausweitung internationaler Zulieferbeziehungen, gerade auch im nahen Ausland. „Beide Ziele – der Absatz Thüringer Produkte im Ausland, aber auch stabile Importbeziehungen und Zulieferungen aus dem Ausland – werden deshalb Bestandteil unserer neuen Außenwirtschaftsstrategie.“

Gemeinsam mit den Kammern wurden bereits neue Formate und Maßnahmen entwickelt, um die betroffenen Unternehmen durch die derzeitigen globalen Krisen zu begleiten. Insgesamt mehr als 30 Fachveranstaltungen, organisierte Reisen sowie Besuche von Auslandsmessen bietet die LEG Thüringen im Auftrag des Wirtschaftsministeriums in diesem Jahr für die Thüringer Wirtschaft an, hinzu kommen Auslandsbeauftragte in China, Indien, Vietnam und Südafrika, die den Unternehmen bei der regionalen Marktbearbeitung zur Seite stehen. Allein im ersten Halbjahr 2023 sind nach den USA noch eine zweite Delegationsreise nach Zentralasien (Kasachstan / Usbekistan) und mehrere Unternehmerreisen geplant. Neu im Angebot sind sog. Einkäuferreisen, bei denen gezielt potentielle Rohstoff- oder Vorlieferanten für die Thüringer Unternehmen angesprochen werden (Italien, Westbalkan-Region). Zudem werden die Unternehmen auch bei der Entwicklung von Alternativen – etwa im Südkaukasus, der Türkei und in Zentralasien – zum weggebrochenen russischen Markt unterstützt.

Der 15. Thüringer Außenwirtschaftstag fand, gemeinsam veranstaltet von Thüringer Wirtschaftsministerium, LEG Thüringen und der Arbeitsgemeinschaft der Thüringer Industrie- und Handelskammern, am heutigen Mittwoch im Volkshaus in Jena statt. „Gerade angesichts der aktuellen geopolitischen und weltwirtschaftlichen Verwerfungen benötigen unsere Thüringer Firmen Unterstützung und Orientierung beim Auslandsgeschäft“, sagt LEG-Geschäftsführer Andreas Krey. „Unser Außenwirtschaftstag bietet an einem Tag und an einem Ort eine Vielzahl an Informationen, Anregungen sowie Möglichkeiten zum Austausch. Wir freuen uns, dass auch in diesem Jahr wieder eine große Anzahl Unternehmen dieses Angebot wahrnimmt.“

Die Leitveranstaltung für den Thüringer Außenhandel stand in diesem Jahr unter dem Leitsatz „Die Entdeckung Europas – Strategien für Gegenwart und Zukunft“. Hauptredner war der Zukunftsforscher Jan Berger, der sich mit seinem Beratungsunternehmen THEMIS Foresight vor allem wirtschaftlichen und technologischen Fragestellungen widmet. Konkrete Themen waren u.a. die Diversifizierung von Lieferbeziehungen und die Bewältigung von Lieferengpässen, die Energiekrise, aktuelle Logistik- und Zollbestimmungen, aber auch die Analyse von länderspezifischen Marktbedingungen. Hierzu waren u.a. zwölf Länderexperten, Akteure der Außenhandelskammern und die Auslandsbeauftragten der LEG Thüringen in Jena vor Ort und gaben detaillierte Marktinformationen sowie Infos zu Vertrieb und Marketing in Ländern wie Indien, Israel, USA, China oder Vietnam. Insgesamt nahmen rund 300 Thüringer Unternehmerinnen und Unternehmer an der Veranstaltung teil.
 

Stephan Krauß
Pressesprecher
 

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