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Suckert: Deutschland muss seine Außenwirtschaft stärken


17. Thüringer Außenwirtschaftstag in Ilmenau thematisiert veränderte geopolitische Rahmenbedingungen / Bund soll wirtschaftliche Interessen in Außenpolitik und Entwicklungszusammenarbeit künftig wieder stärker berücksichtigen

Thüringens Wirtschaftsstaatssekretär Mario Suckert hält in den kommenden Jahren zusätzliche Anstrengungen zur Unterstützung der deutschen Exportwirtschaft für notwendig. „Die globalen Rahmenbedingungen für den deutschen Außenhandel haben sich in den vergangenen Jahren erheblich verschlechtert“, sagte Suckert heute beim 17. Thüringer Außenwirtschaftstag in Ilmenau. „Deutschland muss mehr für seine Außenwirtschaft tun.“ Der Abbruch der Wirtschaftsbeziehungen zu Russland, der Protektionismus Chinas und der USA und das Erstarken neuer Wirtschaftsbündnisse wie zum Beispiel der BRICS-Staaten habe den Welthandel massiv verändert. Darauf zu reagieren sei umso wichtiger, weil jeder vierte Arbeitsplatz in der Bundesrepublik von der Außenwirtschaft abhängt. Der Außenhandel habe ein Volumen von 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. „Deutschland ist eine Exportnation. Deshalb müssen wir unsere Wirtschaftsinteressen auch in der Außenpolitik künftig wieder deutlicher vertreten“, sagte Suckert. Zudem sollte aus seiner Sicht die Außenwirtschaftsförderung des Bundes ausgeweitet und dabei stärker mit der Entwicklungszusammenarbeit verzahnt werden.
 
Konkret heißt das: „Bei großen Infrastrukturprojekten im Ausland brauchen wir Plattformen, die eine Beteiligung kleinerer mittelständischer Unternehmen möglich machen“, so der Staatssekretär. Auch die bisher eher auf strategische Großprojekte ausgerichtete Exportförderung des Bundes solle künftig stärker auf den Mittelstand ausgerichtet werden, etwa durch zusätzliche Markterschließungsprogramme, eine Ausweitung von Bürgschaftsprogrammen oder direkte Hilfen bei der Vorfinanzierung von Exportprojekten. „Wenn der globale Wettbewerb härter wird, sollten wir dafür sorgen, dass mehr deutsche Unternehmen exportfähig werden“, sagte Suckert.
 
Dass tatsächlich eine erhebliche Nachfrage nach Unterstützung besteht, zeigen die Zahlen aus Thüringen: So ist die mit EFRE-Mitteln finanzierte Außenwirtschaftsförderung des Landes (u.a. zur Teilnahme an Messen und zur Anbahnung neuer Geschäftskontakte) 2024 trotz des schwierigen weltwirtschaftlichen Umfelds gegenüber 2023 von 1,7 auf 2,1 Millionen Euro gestiegen; die damit unterstützten Ausgaben der Unternehmen kletterten sogar von 3,7 auf 5 Millionen Euro. Vor allem die Zahl der Messeteilnahmen stieg von 320 auf 391 deutlich an – und hat längst auch das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 (298 Messen) hinter sich gelassen. „Das zeigt: Die Unternehmen lassen sich von den geopolitischen Unsicherheiten derzeit nicht abschrecken und suchen weiterhin ihre Chancen im Export.“
 
Und dies zu recht, so Suckert – denn der Außenhandel habe im Jahr 2024 wesentlich zur Stabilisierung der Thüringer Wirtschaft beigetragen. „In der momentan angespannten Wirtschaftslage war der Export erneut ein positiver Impulsgeber für die Konjunktur im Freistaat.“ Nach Angaben des Thüringer Landesamts für Statistik sind die Thüringer Ausfuhren von 18,4 auf 18,6 Milliarden und damit um rund 200 Millionen Euro angestiegen. Zu den wichtigsten Abnehmerländern Thüringer Produkte gehören neben den USA (2,2 Milliarden Euro) vor allem Polen (1,3 Milliarden Euro) und Großbritannien (1,2 Milliarden Euro). 
 
Unterstützung erhalten die Unternehmen bei ihren Exportaktivitäten dabei auch durch den – ebenfalls vom Land u.a. mit EU-Mitteln finanzierten – Bereich „Thüringen International“ bei der LEG Thüringen, der u.a. Informationsveranstaltungen durchführt, Messegemeinschaftsstände und Unternehmerreisen organisiert. Hinzu kommen Auslandsbeauftragte bspw. in China, Indien, Vietnam und Südafrika, die den Unternehmen bei der regionalen Marktbearbeitung zur Seite stehen. Allein für 2025 sind rund 60 Veranstaltungen, Termine und Angebote in Planung.
 
Mit Blick auf die USA sagte Suckert, die US-Unternehmen seien derzeit die wichtigsten Handelspartner für die Thüringer Wirtschaft. „Unser Interesse an einem weiter florierenden Außenhandel mit den Vereinigten Staaten ist groß. Die aktuellen Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump, künftig Importzölle erheben zu wollen, sorgen in der deutschen und natürlich auch in der Thüringer Wirtschaft für erhebliche Verunsicherung.“ Eine Antwort auf die Abschottungstendenzen auf amerikanischer Seite könne nur auf nationaler und EU-Ebene gegeben werden. „Am besten wäre es, wenn diese Antwort gemeinsam am Verhandlungstisch gefunden würde. An einem Handelskrieg kann beiderseits des Atlantiks niemand Interesse haben. Das Einzige, was in dieser Situation hilft, ist, kompromissbereit zu bleiben. Das schließt ein, dass Europa und auch Deutschland stärker auf den neuen Präsidenten zugehen müssen.“
 
Bundesländer wie Thüringen könnten dagegen nur auf operativer Ebene außenwirtschaftlich aktiv werden. „Wir werden weiter an der Diversifizierung unserer Export- und Importbeziehungen arbeiten. Ein so wichtiger Markt wie der US-amerikanische ist allerdings nicht so leicht zu ersetzen und wird auch künftig ein wichtiger Ankermarkt für die Thüringer Wirtschaft bleiben.“ Deshalb plant das Land für Ende Mai eine Delegationsreise in die USA, um neue Kontakte zu knüpfen und bestehende Beziehungen zu stärken. Man wolle den Gesprächsfaden zu den amerikanischen Partnern nicht abreißen lassen.
 
Der diesjährige Außenwirtschaftstag (AWT) in der Stadthalle Ilmenau stand unter dem Leitsatz „Thüringen in der Welt – Heute.Morgen.Gemeinsam“. Der AWT ist die Jahresleitveranstaltung für die Thüringer Außenwirtschaft und bot in diesem Jahr rund 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmern – Vertretern von Thüringer Unternehmen, Verbänden und Institutionen – neue Erkenntnisse und Anregungen für ein erfolgreiches Engagement auf Auslandsmärkten.

„Aus gutem Grund steht der Begriff ‚Gemeinsam‘ im Leitsatz unserer diesjährigen Veranstaltung“, sagt LEG-Geschäftsführer Andreas Krey. „Für den Erfolg auf internationalen Märkten ist es wichtig, dass sich alle Akteure miteinander vernetzen, im Gespräch austauschen, Erfahrungen teilen und sich gegenseitig Mut machen, auch in turbulenten Zeiten das internationale Geschäft voranzutreiben. Und um Mut zu machen, präsentieren wir auf dem AWT viele Thüringer Erfolgsgeschichten, die zeigen, wie stark der Freistaat schon auf vielen Märkten ist und wie erfolgreiche Internationalisierung umgesetzt wird.“ Viel Informatives dazu vermittelte die begleitende Ausstellung mit Erfolgsgeschichten von Unternehmen, Hochschulen, Clustern und Verbänden. Daneben gab es Gelegenheit zu intensivem Austausch mit den LEG-Auslandsbeauftragten und weiteren Länderexperten.
 
 
Stephan Krauß
Pressesprecher
 

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