In Thüringen hat die Getreideernte 2025 begonnen. In der Region Sömmerda rollen die Mähdrescher bereits seit Ende Juni, um die ersten Bestände früher Wintergerste einzubringen. Die Wintergerste war angesichts der trockenen Witterung der vergangenen Wochen schnell gereift.
Landwirtschaftsministerin Colette Boos-John hofft mit Blick auf die Getreideernte in Thüringen auf ein „einigermaßen stabiles Ergebnis“. „Die ersten Erträge haben positiv überrascht“, so die Ministerin. Die Ertragsschwankungen können aber je nach Region und Bodenqualität sehr hoch sein, die Prognosen sind daher noch unsicher. Im vergangenen Jahr waren in Thüringen rund 2,2 Millionen Tonnen Getreide eingefahren worden. Für Deutschland insgesamt geht der Deutsche Bauernverband in seiner Prognose für 2025 von einer Getreideernte im Umfang 40,1 Millionen Tonnen aus. Damit liegen die Erwartungen bundesweit leicht über dem Vorjahresergebnis von 39 Millionen Tonnen.
Bei den Thüringer Landwirten überwiegen insgesamt eher verhaltene Ertragserwartungen für die diesjährige Ernte. Dies ist nicht zuletzt auf die ausgeprägte und anhaltende Frühjahrestrockenheit in den Monaten März und Mai zurückzuführen, die den Beständen zugesetzt hat. Moderatere Temperaturen und regional auftretende Regenfälle im späten Frühjahr haben zuletzt jedoch eine noch stärkere Beeinträchtigung der Getreidebestände verhindert.
Mit der aktuellen Hitzewelle setzt die Getreideernte in diesen Tagen in allen Regionen Thüringens in vollem Umfang ein. Denn die aktuell hohen Temperaturen führen bei allen übrigen Getreidearten sowie bei Ölsaaten und Hülsenfrüchten (Leguminosen) zu einer beschleunigten Reife. Zunächst wird die Wintergerste geerntet, deren Körner hauptsächlich im Viehfutter verwendet werden. Weitere auf Thüringer Feldern dominierende Kulturen wie Winterweizen – der vorwiegend zur Herstellung von Back- und Teigwaren verwendet wird – oder die Ölsaat Raps folgen in den kommenden Wochen.
„Während in diesen Tagen viele Thüringerinnen und Thüringer in den Sommerurlaub starten, ist für unsere Landwirte jetzt Hochsaison“, sagte Boos-John. Sie wünsche den Betrieben gute Wetterbedingungen für eine zügige und verlustarme Ernte. In den kommenden Wochen sei nun auch wieder vermehrt mit langsam fahrenden Mähdreschern, Traktoren oder landwirtschaftlichen Gespannen auf den Straßen zu rechnen. Autofahrer sollten daher viel Geduld und Umsicht walten lassen, appellierte die Ministerin. „Der Ernteverkehr ist unvermeidbar und notwendig, um auf die Felder zu kommen und die Ernte einzubringen. Jeder sollte sich klar machen: Hier werden jetzt gerade Lebensmittel produziert, die bei uns allen das ganze Jahr über täglich auf den Tisch kommen.“
Hintergrund: Getreideanbau in Thüringen
Die Thüringer Landwirte haben im Erntejahr 2025 auf rund 335.800 Hektar Getreide angebaut (ohne Körnermais und Corn-Cob-Mix [CCM]). Laut Thüringer Landesamt für Statistik sind das gegenüber dem Vorjahr rund 7 800 Hektar bzw. zwei Prozent mehr an Anbaufläche.
Die wichtigsten Druschfrüchte in Thüringen und ihre Anbauflächen sind:
- Winterweizen: 185.300 Hektar (anbaustärkste Getreideart in Thüringen, +11% gegenüber 2024)
- Winterraps: 98.200 Hektar (+3%)
- Wintergerste: 69.200 Hektar (-8%)
- Sommergerste: 38.700 Hektar (-6%)
- Hartweizen: 15.200 Hektar (+5%)
- Futtererbsen: 15.300 Hektar (+3%)
- Triticale (Kreuzung aus Weizen und Roggen): 9.300 Hektar (-3%)
- Winterroggen und Wintermenggetreide: 8.500 Hektar (konstant)
- Ackerbohnen: 6.000 Hektar (+8,8%)
- Körnermais: 5.700 ha (-20,4%)
Thüringen produziert mehr Getreide, als im Land selbst verbraucht wird. Die Überschüsse werden überwiegend in andere Bundesländer oder ins Ausland verkauft. Besonders bei qualitativ hochwertigem Weizen mit hohem Proteingehalt hat Thüringen überregional einen guten Ruf.
Stephan Krauß
Pressesprecher