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Landwirtschaftliches Verbändegespräch: Boos-John kritisiert EU-Kürzungspläne für künftige EU-Agrarförderung


Ministerin fordert schnelle Überführung des abgesenkten EU-Schutzstatus für den Wolf in Bundesrecht

Die Zukunft der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) ab 2028 sowie die geplante EU-Wiederherstellungsverordnung standen in dieser Woche auf der Agenda des landwirtschaftlichen Verbändegesprächs im Thüringer Agrarministerium. „Die europäische Agrarpolitik muss auch in Zukunft ausreichend finanziert werden“, kritisierte Landwirtschaftsministerin Colette Boos-John erneut die geplante Budgetkürzung der EU-Kommission von 387 Milliarden Euro (im Zeitraum 2021-2027) auf weniger als 294 Milliarden Euro im Zeitraum 2028 bis 2034. Die aktuellen Kürzungspläne seien keinesfalls zu akzeptieren. Thüringen erhält derzeit 270 Millionen Euro jährlich aus der GAP, u.a. zur Sicherung von Einkommen und Investitionen der Landwirtschaftsbetriebe, den Tier-, Landschafts- und Umweltschutz oder die Förderung des ländlichen Raums. Der Freistaat stehe deshalb ausdrücklich hinter der Forderung der Agrarministerkonferenz an die EU, eine ausreichend finanzielle Ausstattung der GAP mindestens auf der Höhe des gegenwärtigen Budgets sicherzustellen.

Auch bei der EU-Verordnung über die Wiederherstellung der Natur sieht die Ministerin gravierende finanzielle und bürokratische Probleme auf die Betriebe zukommen. „Das grundsätzliche Anliegen, geschädigte Ökosysteme wiederherzustellen und damit biologische Artenvielfalt zu sichern, teilen wir. Allerdings ist der Zeitplan unrealistisch, die Finanzierung ungeklärt, die Umsetzung unpraktikabel – in dieser Form kann das Vorhaben nicht umgesetzt werden.“

Das regelmäßige Treffen des Landwirtschaftsministeriums mit den Verbänden und Initiativen des Thüringer Agrarsektors dient der Abstimmung zu aktuellen Themen und Schwerpunkten der Landwirtschaftspolitik und Fragen des ländlichen Raums. An dem Treffen im Thüringer Landwirtschaftsministerium nahmen diesmal der Thüringer Bauernverband, der Landesverband Gartenbau, die Interessengemeinschaft der Thüringer Schweinehalter, der Verein Familienbetriebe Land und Forst Sachsen und Thüringen sowie der Verein Thüringer Ökoherz teil.

Am Rande des Treffens verwies die Landwirtschaftsministerin auch auf die wachsende Herausforderung für die regionale Landwirtschaft durch die Ausbreitung des Wolfes in Thüringen. Dabei sprach sie sich dafür aus, den abgesenkten europäischen Schutzstatus für den Wolf umgehend in nationales Recht zu überführen. Dafür sind Änderungen im Bundesnaturschutzgesetz und gegebenenfalls im Bundesjagdgesetz notwendig. Dieselbe Forderung hatte die Agrarministerkonferenz (AMK) mit Unterstützung Thüringens auf ihrer Herbsttagung am 26. September in Heidelberg an den Bund gerichtet. Das EU-Parlament in Straßburg hatte Anfang Mai beschlossen, den Schutzstatus für den Wolf in Artikel 17 der FFH-Richtlinie von „streng geschützt“ auf „geschützt“ abzusenken. Damit bleibt ein hoher Schutzstatus für das Tier erhalten – allerdings können in Regionen, in denen es vermehrt zu Problemen mit dem Wolf kommt, leichter geeignete Gegenmaßnahmen bis hin zu Abschüssen einzelner Tiere ergriffen werden.

„Der Wolf ist ein geschütztes Wildtier und wird das auch bleiben“, sagte die Landwirtschaftsministerin. „Aber seine Rückkehr darf nicht zu einem unkalkulierbaren Risiko für die Landwirtschaft werden.“ Auch heimische Nutztiere müssten geschützt und betroffene Betriebe gezielt unterstützt werden können. „Deshalb muss der Bund schnell handeln und dafür sorgen, dass der EU-Beschluss auf nationaler Ebene wirksam wird. Nur mit einer differenzierten Bestandsregulierung lässt sich die regionale Landwirtschaft langfristig wirksam schützen.“ In Thüringen haben sich aktuell zwei Wolfsrudel und zwei Wolfspaare mit insgesamt rund 25 Tieren angesiedelt. In diesem Jahr gab es nach Information des Kompetenzzentrums Wolf / Biber / Luchs insgesamt 49 Wolfsrisse, bei denen 156 Nutztiere – überwiegend Schafe, Kälber, Dam- und Gatterwild – getötet wurden (vgl.: https://umwelt.thueringen.de/fileadmin/001_TMUEN/Unsere_Themen/Natur_Artenschutz/Wolf_Luchs_Biber/Schadenereignisse/Schadenstabelle_Nutztiere.pdf, Stand: 9.10.2025).

 

Stephan Krauß
Pressesprecher
 

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