Thüringens Wirtschaftsministerin Colette Boos-John hat die positive Grundsatzentscheidung der EU-Kommission zur geplanten Förderung zweier Chipfabriken in Dresden und Erfurt begrüßt. „Mit der erfolgreichen Notifizierung ist die erste wichtige Hürde für eine Realisierung der beiden Projekte genommen“, sagte die Ministerin. „Das ist nicht zuletzt für uns in Thüringen eine großartige Nachricht.“ Mit der Erlaubnis aus Brüssel wird dem Bund und den Ländern Sachsen und Thüringen im Rahmen des sog. „European Chips Act“ die beihilferechtliche Möglichkeit eingeräumt, die beiden Vorhaben finanziell zu unterstützen. Im Fall der Erfurter X-FAB MEMS Foundry GmbH steht eine Förderung von bis zu 128 Millionen Euro im Raum. Angesichts der überragenden technologischen und wirtschaftlichen Bedeutung des Projekts seien Bund und Land bereit, dieses Projekt zu unterstützen, sagte die Ministerin. Dazu habe das Thüringer Wirtschaftsministerium entsprechende Vorsorge im Haushaltsentwurf getroffen.
Die Halbleiterfertigung sei eine Schlüsseltechnologie, bei der Deutschland und Europa weiter aufholen und zugleich unabhängiger von Lieferungen aus anderen Regionen der Welt werden müsse, sagte die Ministerin. Aus diesem Grund begleite die Landesregierung das X-FAB-Projekt bereits seit einiger Zeit intensiv und hoffe nun auf eine Realisierung. Nach eigenen Angaben plant X-FAB in Erfurt den Ausbau seiner Produktionskapazitäten in den Bereichen Advanced Packaging, heterogene Systemintegration sowie Mikro-Elektro-Mechanischer-Systeme (MEMS). MEMS sind Systeme aus elektronischen, sensorischen und mechanischen Elementen im Mikro- und Nanometerbereich, die zum Beispiel in Smartphones, Fahrzeugen, Medizinprodukten usw. zum Einsatz kommen. „Das Land wird im Rahmen seiner Möglichkeiten alles tun, damit das Vorhaben umgesetzt wird“, so Boos-John. „Damit würde der traditionelle Mikroelektronik-Standort Thüringen erheblich gestärkt.“ Nach ihren Informationen werde X-FAB seine Entscheidung im ersten Quartal kommenden Jahres treffen.
Aktuell sind in Thüringen 14 Unternehmen ansässig, die direkt im Bereich der Halbleiterfertigung tätig sind. Zuletzt hatten vier Unternehmen aus Thüringen erfolgreich an der IPCEI-Initiative Mikroelektronik (IPCEI = „Important Project of Common European Interest“) der EU beteiligt und erhalten für ihre Projekte bis 2029 insgesamt rund 130 Millionen Euro Förderung von Bund und Land, mit denen insgesamt Investitionen in Höhe von ca. 266 Millionen Euro ausgelöst werden sollen. Daneben verfügt der Freistaat über weitere Halbleiter-relevante Kompetenzschwerpunkte etwa in der Mikrosystemtechnik, der Sensorik, der Optik und Photonik sowie dem verbundenen Sondermaschinenbau, der Materialwissenschaften und Werkstofftechnik.
Stephan Krauß
Pressesprecher