Thüringens Wirtschaftsstaatssekretär Mario Suckert hat sich für eine Verschiebung des von der EU geplanten Neuzulassungsverbots für Verbrennungsmotoren ab 2035 ausgesprochen. „Viele Unternehmen der Automobilwirtschaft signalisieren uns, dass eine Streckung des Zeitraums helfen könnte, die Transformation zur CO2-Neutralität technologieoffen wettbewerbsfähig umzusetzen“, sagte Suckert am Rande des „Branchendialogs Automobilindustrie“, der gestern im Thüringer Wirtschaftsministerium stattfand. Die Automobilwirtschaft sei eine Schlüsselbranche, von der in Deutschland und Thüringen tausende Arbeitsplätze und hohe Investitionen abhingen – und die zugleich weltweit unter sinkenden Gewinnen und zunehmendem Wettbewerbsdruck leide. „Angesichts dessen meine ich, dass wir nicht starr an einem willkürlich gewählten Ausstiegsdatum festhalten sollten. Es kommt vielmehr darauf an, dass die Transformation marktwirtschaftlich gelingt. Dies kann keine ideologische Grundsatzfrage sein.“
Bestimmte technologische Lösungen sollten in diesem Bereich auch weiterhin möglich bleiben, forderte der Staatssekretär: „Wir brauchen mehr industriepolitischen Rückenwind für saubere Verbrenner, Hybridlösungen, synthetische Kraftstoffe oder Wasserstoffantriebe. Erfolgreiche Transformation setzt auf Innovation und Technologieoffenheit statt auf die Brechstange.“
Beim gestrigen „Branchendialog Automobilwirtschaft“ ging es vor allem um die Zwischenergebnisse der fünf Arbeitsgruppen, die sich aus Vertretern von Unternehmen, Branchenverbänden, Gewerkschaften, Arbeitsverwaltung und Politik zusammensetzen. Diese beschäftigen sich mit den fünf Bereichen Standort- und Förderfragen, Fachkräftesicherung, Branchenmonitoring und Entwicklung neuer Geschäftsfelder und -modelle. Präsentiert wurden u.a. Vorschläge zur Einrichtung eines „Fachkräfteradars“ zur frühzeitigen Erhebung der Qualifizierungsbedarfe in den Betrieben; die engere Vernetzung des Automobilclusters mit Netzwerken anderer Branchen wie bspw. dem Optik-Netzwerk OptoNet, um neue Wertschöpfungsbereiche zu erschließen; die Identifizierung des Forschungstransfers, um den notwendigen innovativen Input für die Branche sicherzustellen; oder die Identifizierung neuer Geschäftsfelder etwa in den Bereichen Interieur und Batteriematerialien sowie leichte Nutzfahrzeuge.
Die präsentierten Vorschläge werden in den Arbeitsgruppen weiter konkretisiert. Sofort umgesetzt werden sogenannte "Arbeitsmarktdrehscheiben". Damit werden von Arbeitslosigkeit bedrohte Arbeitnehmer unmittelbar in neue Jobs in Unternehmen in der Region vermittelt. Die Bundesagentur für Arbeit stellt dafür das Instrumentarium zur Verfügung, und der Branchenverband „automotive thüringen“ ist das Bindeglied zwischen den beteiligten Unternehmen und der Bundesagentur. Staatssekretär Suckert lobte diesen Ansatz und sagte: „Die Arbeitsmarktdrehscheiben sind ein optimales Werkzeug, um Fachkräfte in Thüringen zu halten und ihnen neue Perspektiven zu eröffnen“.
Abschließend dankte Staatssekretär Suckert allen Beteiligten für ihre konstruktive Mitwirkung am Branchendialog. Das Format ist Teil des 100-Tage-Programms der Thüringer Landesregierung. Ziel ist, den Strukturwandel in der Automobilindustrie gemeinsam mit den Dialogpartnern aktiv zu gestalten und damit den Industriestandort Thüringen wettbewerbsfähig zu halten.
Stephan Krauß
Pressesprecher